Am Ende des Sommer-Semesters, wenn es so richtig heiß wird, zeigt die “Universität für Angewandte Kunst” alles, was sie hat und was sie kann.
Diese Universität ist ja eher ein eigenes Universum für sich, ausgebreitet in mehreren ganz verschiedenen Gebäuden im 1. und 3. Bezirk, die man aber alle zu Fuß gut erreichen kann.
In all diesen Gebäuden arbeiten verschiedene Klassen und Abteilungen, von digitalen Medien bis Sprachkunst, von Keramik bis Transarts. Oft kennen sich die unter einander kaum.
So kommt es dann zu einer Verdichtung von 4 Tagen, dem “Angewandte-Festival”, wo sich aber all diese getrennten Teile nicht so sehr unter einander kennen lernen, als dass jede für sich sich interessierten Gästen und Besucher:innen vorstellt.
Man konnte sich aber gut auf dem für den Verkehr gesperrten Platz vor der alten Hauptuni begegnen, der einen so guten Campus ergeben könnte.
Und auch im Hof Animationsfilme zu sehen war sehr fein und verbindend.
“morphoPoly” haust ja in der Vorderen Zollamsstraße 7, einem Gründerzeitbau mit dem inneren Umbau, mit Waschbeton und einer ganz hohem Atrium, in einem eigenen Raum mit 2 Tischen und 2 Ebenen.
Die wollten wir so vorbereiten, dass alle Besucher:innen, die jederzeit von früh bis spät kommen konnten, etwas davon haben.
So nahmen wir schon im Vorfeld, als draußen Leute schöne Gesänge sangen, um den hohen Raum zu nutzen, alle Sachen in diesem Raum, von den größten bis zu den kleinsten, bis zu jedem Legostein, in die Hand und machten Ordnung. Das hat viele Stunden gedauert, aber auch eine schöne, gemeinsame Stimmung erzeugt.
Wir richteten auch oben auf der zweiten Ebene eine “Sky Lounge” ein mit Matratze, Polster, Tablet und Kopfhörer. Da konnte man gemütlich liegen und die lustigen Bild-Geschichten über morphoPoly 01 sehen und hören.
Denn manch eine Stadt beginnt als ein Traum und eine hingeworfene Skizze auf vergänglichem Material. Und alle Städte enden früher oder später so. Und es sind nur der tiefe, geduldige Boden der Erde und die durch die Körper und Zeiten wanderenden Seelen, die ihr Gedächtnis bewahren.
Und an einer Magnetwand hingen die vielen verschiedenen kleinen Steine und Dinge, mit denen schon seit 2014 in der Seestadt, Aspern Städte gebaut wurden und immer wieder neue gebaut werden können.
Das begann dann auch auf einem Leuchttisch, entlang einer eleganten Wasserleitung im Stile der alten Römer, und wucherte bis zum Schluss über den ganzen Tisch.
Es entstanden mehrere, durch Farben codierte Siedlungen, eine Ober- und eine Unterstadt, über die man sich viele Geschchten erzählen konnte.
Vor allem die Anwesenheit mehrerer riesiger Insekten legte nahe, dass die vielen Orientierungssysteme der Stadt den Menschen nicht gegen die weit überlegene Raumorientierung dieser Konkurrenten der Evolution helfen konnten. Auch dass sie scheinbar kein öffentliches Verkehrsnetz hatten, das alle Teile verband, lässt erahnen, warum auch diese Stadt schließlich verlassen wurde.
Gäste kamen und ließen sich das Projekt erklären und bewunderten die Stadt. Dazu kamen kurze Vorlesungen mit Infographiken über den Bericht des “Club of Rome”, als schon 1972 Experten vom MIT mit Computersimulationen die ökologischen Krisen des 21. Jahrhunderts vorherssagen konnten, ohne dass jemand auf sie hörte.
Da ging es auch um das seltsame und sehr ungeklärte Verhältnis der Bedürfnsse und Begehrlichkeiten vieler in der Stadt versammelter Lebensformen zu den verfügbaren Bauplätzen und Flächenwidmungen und das Versagen der hochmodernen Stadtplanung, gemäß ineinander verschränkter Lebensräumen, und nicht in sauber getrennten Flächen zu denken.
Die Infographik ist ja überhaupt ein großer Verführer. Sie könnte auf einen Blick komplexe System verständlich machen, die der lineare Text nicht erfassen kann.
Doch sie bricht auch komplexe, dynamische Systeme auf allzu simple alte Schemata herunter, wie die Maslowsche Bedürfnispyramide oder die 3 Säulen der Nachhaltigkeit (ökologisch-sozial-ökonomisch) belegen.
Alle Leute des Teams haben daher Infographiken zum gesamten Projekt entworfen, die man an der gegenüber liegenden Magnetwand studieren konnte.